Umfang  Umbau eines Ausstellungsraumes
Ort  Deutsches Museum, München
Leistung  Ausstellungskonzeption und -Planung, Innenarchitekturkonzeption und -Planung, LPH 1-5, Grafikkonzeption und -Planung
Status  gebaut
Ausführungzeitraum  2016-2022
Bauherr  Deutsches Museum
Größe  1300 m²
Fotos  Antje Hanebeck, München, Anke Lorber

 

 

 

 

Das Kinderreich im Deutschen Museum ist eine Ausstellung für 3 bis 8 jährige Kinder, die als Teil der Generalsanierungsmaßnahme mit Fertigstellung des ersten Bauabschnitts 2022 fertiggestellt wurde.

Zahlreiche Ausstellungen wurden in diesem ersten Schritt neu konzipiert und umgebaut.

studio lot wurde mit der Neukonzeption der Ausstellung für Kinder beauftragt - dem Innenausbau, der grafischen Gestaltung und der inhaltlichen Ausarbeitung der Ausstellung. Gemeinsam mit dem Planungspartner featuring amsterdam und einem kuratorischen Team innerhalb des Museums wurde diese spannende und komplexe Aufgabe ausgearbeitet.

Der bestehende Ausstellung-Raum wurde in drei Bereiche gegliedert, um Orientierung zu geben und Stärke zu verleihen. Ganz zentral sitzt eine große gelbe Mitmachmaschine (mit den Ausstellungsinhalten zum Ausprobieren). Zur Fassade hin entsteht mit einer gestaffelten Podestlandschaft ein ruhigerer Bereich – dort kann man sitzen, pausieren, spielen
und sich in kleinen Inseln einem Thema spielerisch nähern. Ein Kugelbahnselbstbaubereich ist eingewoben, ein Baubereich mit Modulbausteinen sowie ein Parkettierbereich. Kontrastierend zur gelben „Maschine“, die Aktion ausstrahlt, entsteht hier ein monochromer, ruhiger, konzentrierterer Bereich, der von viel Tageslicht über die Fassade lebt und entschleunigt.

Zur anderen Raumflanke hin, einer ca. 60 m langen Raumtrennwand, wurde eine große Grafik erarbeitet, die parallel zur gelben Mittelachse sitzt, inhaltlich mit den Ausstellungsschwerpunkten spielt und eine Fülle von Meisterwerken und Exponaten des Deutschen Museums auf ein Podest hebt. Der kleine Zuschauer bekommt Lust auf Mehr und wird durch die eindrucksvoll und groß präsentierten Objekte angeregt. Der grafische Verweis in die anderen Ausstellungen des Hauses spannt einen Bogen von den Inhalten des Kinderreichs hinein in das „Archiv“ des Museums.

Der Entwurf für den 1300 qm großen Raum will durch die Konzentration von diesen drei Bereichen und eine markante Architektursprache die Möglichkeiten der Bewegung im Raum aber auch die Verständlichkeit von Demonstrationen und Informationen stärken. Durch Form, Farbe und Anordnung bzw. Zuordnung der Demonstrationen wird die Eindeutigkeit des Mitmachbereiches hergestellt, aber auch eine neue Art von Informationserlebnis möglich gemacht. Die Ausstellungsinhalte werden nicht nur einzeln erfahrbar, die gesamte Abwicklung an Demonstrationen selbst ist als große „Mitmachmaschine“ spürbar und soll sich als großes Bild abspeichern.

Naturwissenschaftliche Phänomene für Kinder erleb- und begreifbar machen, einen Raum dafür zu schaffen, der Ausprobieren, Experimentieren, Entdecken und Erfahren ermöglicht, war die Ausgangslage, die Anforderung. Eine starke, markante räumliche Geste musste also her, ein großes Ganzes, ein umspannendes Objekt, das den Kindern Orientierung stiftet, sie zum Ausprobieren anregt und ihren Bewegungsdrang stillt. Der gelbe maschinenähnliche Koloss, angelehnt an technische Bauwerke, sollte die vielen naturwissenschaftlichen Demonstrationen zusammenführen und gleichzeitig jedem einzelnen Moment / Ausstellungsinhalt Raum geben. In einer Vielzahl maschinenteilartiger Kleinsträume, die an einem Strang aufgefädelt sind, entdecken, spielen und erfahren die Kinder die Inhalte, erleben aber auch durch die komplexe Raumanordnung mit Ein- und Ausgängen, Durchblicken, Barrieren und Höhenschichtungen, wie sie ihre Bewegung immer wieder neu ausrichten können und aus verschiedenen Blickwinkeln einzelne Objekte noch besser verstehen lernen.

Neben den drei Zonen innerhalb der Ausstellung, gibt es eine Reihe an Sonder- und Nebenbereichen.

Am Eingang erhält man durch das Vermischen der beiden Primärfarben im Raum sofort Orientierung.

Infotresen, Ess-, Pausenbereich, Garderobenzone und WC-Bereich sitzen alle in den roséfarbenen Boden eingebettet – ihre Volumen wachsen aus dem Boden heraus und zonieren. Der gelbe „Läufer“ funktioniert darin wie eine Startbahn für das Erlebnis im Kinderreich. Gleich am Eingang zieht einen „das gelbe Band“ in seinen Bann und weist den Weg.

Ein abgetrennter Workshopbereich, der sich hinter der langen Grafikwand befindet, wird von den Kuratoren und Pädagogen mit einem reichhaltigen Programm bespielt und funktioniert wie eine große offene Werkstatt.

Farbe, Material und Licht wurden aufeinander abgestimmt.

Der Bereich der Demonstrationen wird durch die kräftige gelbe Farbigkeit überhöht und zusammengehalten. Farbe und Form sollen die einzelnen Demonstrationen zu einem Ganzen werden lassen, die „wilde“ Lichtführung in diesem Bereich stiftet allerdings mit starken hell-dunkel Kontrasten eine geplante Unordnung.

Die gelbe Farbe findet sich in der grafischen Ebenen wieder, um inhaltliche Verbindungen herzustellen. Auch hier wird Licht akzentuiert beigesteuert, um besondere Inhalte herauszuarbeiten.