Keimkasten


Umfang   Umbau

Leistung   Innenarchitektur, Möbeldesign
Status   gebaut

Ausführungszeitraum   Juni - Oktober 2016

Bauherr   Reinhard Müller, Junior-Chef Müllerbräu
Größe   102 qm

Auszeichnungen   AIT-Award 2018 Special Mention, Architektouren 2017, BDIA Jahrbuch 2017/18
Fotos   Antje Hanebeck, München

 

 

 

Anlässlich zweier großer Bier-Jubiläen, 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot und 250 Jahre Müllerbräu, beschloss Junior-Chef Reinhard Müller auf seinem firmeneigenen Gelände ein einzigartiges Bierlokal zu schaffen.

Wo sich bis in die 80er Jahre die Mälzerei befand, bietet er nun seinen Gästen im „Keimkasten“ ein faszinierendes Ambiente in dem der Umwandlungsprozess der Gerste zum Malz erlebbar bleibt.
So beließ man die industriellen Einbauten - zwei große Keimbecken, mit den dazugehörigen Keimgutwender und den stählerne Zuleitungen - und ergänzte diese durch drei raumbildende Holzmöbel, die gleichzeitig Bar, Sitzbereich und Ausstellungsfläche darstellen.

Der fast großstädtisch wirkende Zugang zum Lokal erfolgt über eine rote Metalltür mit hinterleuchteter Keimkasten-Schrift, die beinahe unscheinbar in der hohen Fassade des großen Brauereigebäudes sitzt. Das Gefühl des Gastes, einen Geheimtipp entdeckt zu haben, verstärkt sich mit dem Betreten des Eingangsbereichs. Faszinierende Relikte aus der Zeit als dieser Gebäudeteil noch Mälzerei war, bilden den Auftakt. Über einen Glasausschnitt in der Decke sieht man die hohen Einbauten der Gersten-Silos aufragen, die Wände sind mit Industriefliesen gekachelt wie man sie aus der New Yorker U-Bahn kennt und die vorherrschenden Materialien Stahl, Beton und gekalktes Mauerwerk, transportieren den industriellen Charakter der Räumlichkeiten.


Das Herzstück bildet ein länglicher Gewölberaum, in dem sich die beiden Keimkasten-Becken befinden.


Ein gefliester Erschließungssteg teilt den Gastraum in ein linkes und rechtes Keimbecken. Deren Seitenwände wurden an vier Stellen aufgeschnitten, durch die der Besucher in die tiefer gelegene Anlage gelangt, die jetzt als Aufenthaltsbereich dient. Zuvor muss er aber den hölzernen Seekiefer-Kubus durchschreiten, der dem Steg gleichsam aufgesattelt wurde und nun als eingebautes Raum-Möbel dient. Die zentral gelegene Bar weist den Weg in die ehemaligen Keimbecken, rechts der Steh- und Tanzbereich, links der ruhigere Sitzbereich. Auf dieser Seite formen sich aus den drei Holzwürfeln lange Sitznischen die aus dem Volumen gleichsam herausgeschnitten wurden. Gegenüber werden in Vitrinen Schaustücke aus dem Brauereifundus präsentiert. Geräte, Fotos und Plakate erzählen von der langen Geschichte des Müller Bräus.


Mit diesem außergewöhnlichen Lokal hat Reinhard Müller das Nachtleben im Landkreis um ein großartiges Highlight bereichert und die Saat für die nächsten 250 Jahre ausgebracht.